Dienstag, 6. März 2012


Dunkle Ärmel lehnten auf feinem Mahagoni, als wären sie seit Zeiten zu müde, um mir zu winken, wie Mutter es tat.
Die schwere, dunkle Tür erschien mir vielmehr wie die Pforte zu Opas Bestattung als die meiner Hochzeit. Dicke Äste von robust, fast kraftstrotzend scheinenden Tannen verhingen und maskierten die Kirche und plötzlich kam mir die Situation barock und erdrückend vor, als hätte nicht ich geplant, was hier vor sich geht, sondern jemand, der mich sehen wollte, in weiß, unschuldig, rein, unbefleckt,makellos ,einfach und schön, jemand, der wusste, dass ich nicht so war.

Allein dass wir darüber unterrichtet werden mussten, zeigte mir, dass es eine kollektive Meinung gab, die, sowohl verletzend für mich, als auch amüsant für die letzte Reihe war.
Es hieß, ich fiel schon immer aus der Rolle, dünnhäutiger, als die anderen. Es war ekelhaft, wie  5 Kerle, 11 Männer schwitzend,gröhlend, von Menschen umjubelt versuchten, einen Ball in das gegnerische Tor zu treten, mich inspirierten die Mädchen aus meiner Klasse, ihr Tanz filigran, grazil und leidenschaftlich. Ihnen gegenüber war ich unkörperlich, begrifflich, platonisch, doch ich hatte nicht einmal daran gedacht zu bekennen, wie ich war, man hätte es auch so bemerkt.

Ich suchte in meiner Tasche, ohne zu wissen, was ich suchte, griff meinen Ipod und stopfte  mir dann die weißen Kabelenden in die Ohren. Auf der anderen Seite ein durchgängiger Bluesrhytmus, der mich einfach nur fortlaufend am Denken hindern sollte. Die Musik bettelte nach Aufmerksamkeit, die ich ihr nicht schenkte, ich strich meinen Rock glatt, denn gleich, dachte ich mir, würde ich, wie jeder andere hier mit Blicken gelöchert werden. Unauffällig, spitz aber dennoch bestimmt, ich würde die Königsallee heute zwei mal ablaufen, dachte ich mir, es gab einen neuen Laden, unten.
Meine Schuhe Valentino, die Tasche Aigner, der Duft, selbstverständlich Chanel.

Mir machte es Spaß den Filter mit den Füßen aufzufangen, ihn auf einem zu balancieren und ihn dann zwischen den schwarzen Stahlkappen hin-und herzureiben, bis die Watte sich von der Papierhülle löste, gelb bis braun verfärbt hinausquilte. Man wusste dann noch mehr, als zuvor, was man sich antat. Anschließend rauchte ich meist noch eine, abhängig von der Menge an Geld, die sich so fand. Es störte mich, wenn weiße Ascheflocken auf meine Beine rieselten. Entweder glühten sie auf den freien Hautstellen der zerschnittenen Leggins oder sie hinterließen weiße Spuren, als wollten sie der schwarzen Jeans nicht kündigen.
Die Parks inspirierten mich, die Hochhäuser vergifteten mich und die Menschen mochten mich nicht, aber ich überlebte.

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