Ohrenbetäubende
Quietschgeräusche, die der Zug beim Einfahren machte, verhingen
selbst vom Haupteingang aus die Nervosität die vor einiger Zeit
transparent und gasförmig im Raum hing, jetzt aber meine Knie mit
dicken Stahlseilen an den Boden zu ziehen schien. Die Unsicherheit,
die ich ihm gegenüber nun das erste Mal empfand äußerte sich mit
schmalem Atem, der mir an diesem heißen Sommertag zu schaffen
machte. Meine Beine beruhigten sich nicht und das Zittern in meiner
Stimme verschwand erst nach einigen Stunden. Die Stimmung, die ich
mir zuvor frühlingshaft, wie rosarot vorstellte, war gedrückt. Es
war schwer, sich eingestehen zu müssen, dass man sich nur mochte,
dass der andere schön, aber nicht der Schönste war.
Schwäne,
die ihre Köpfe im Wasser zu verstecken scheinen wollten, zogen
Linien im Wasser, die krakelige Kreise meiner geworfenen Steine
durchquerten. Stockenden, die vom Ufer abzubröckeln drohten,
erweckten bei jedem weiteren Schritt den Eindruck, nachgeben zu
wollen. Weil riesige Gebäude unendlich lange Schatten warfen, wurde
die Luft kühler, die Stimmung kalt. Ich traute mich nicht, meine
Brille zu tragen und fragte mich somit, ob der Schatten den ich auf
einem der weiter entfernten Hochhäuser entdeckte, der einer Katze
sein konnte. Selbst die schweren Mauern, auf denen ich früher im
Sommer immer saß, schrien nun vor Leere, Kälte und
Bedeutungslosigkeit.
Als
meine Beine sicher genug auf dem Boden zu stehen schienen, stütze
ich die Ellbogen auf meine Knie und ließ mich in meine offenen Hände
fallen. Meine Handballen, die ich nun fest in meine Augenhöhlen
drückte, während meine Fingerspitzen auf meiner Stirn ruhten,
füllten die Dunkelheit mit kleinen glitzernden Feuerwerken, die von
nun an hinter meinen Lidern aufleuchteten. Als ich meinen Augen die
Möglichkeit gab, sich zu erholen, füllten sie sich mit aufkommenden
Tränen, die ich zu rechtfertigen versuchte. Ich gab den noch immer
nicht ganz verschwunden Fackeln, die unruhig in meinem Sichtfeld
loderten die Schuld, denn ich wollte mir nicht eingestehen, wie
leichtsinnig ich gedacht hatte.
Nachdem
viel geschah, wir kein großes Interesse aneinander zeigten,
überraschte das Wiedersehen, dass märchenhaft verlief. Seine Hände
hielten meine, was so fiktiv schien, dass neben dem Herzrasen und dem
herumschwirren von nach Antwort suchenden Fragen selbst die
Schmetterlinge in meinem Bauch kurz aussetzten. Ich hatte mir
gewünscht, der Augenblick hätte ewig anhalten können.
Aus
Angst vor einem vergleichbaren Abschied, einer ähnlichen Niederlage
und einem zerrütendem Ende, versuchte ich Gedanken und Empfindungen
aufzugeben und zurückzulassen, was mir von Stunde zu Stunde schwerer
viel. Mich quälte die Unentschlossenheit, mit der ich zu mögen
versuchte. Zweifel, die mir fraglich auf den Schultern lagen, als
hätten sie geplant, mich unter ihrem Gewicht zu erdrücken, ließen
letzte Hoffnungsfetzen ins Fegefeuer fallen, ohne sie eines letzten
Blickes zu würdigen.
Schwache
Spitzen von feinen Degen schienen unendlich tiefe Löcher in das
Selbst- und Fremdbild Zweier Personen zu stechen, die durch Blicke in
Sekunden heilbar wurden. Die Affinität, die der zurückgekehrten
Interesse am Anderen folgte, konkurrierte der Skepsis, die
anschließend sinkend mit der Angst vor Enttäuschung starb.
Menschen kommen und gehen, Menschen sind wie Lieder.
Die einen bleiben Evergreens, und andere kommen nie wieder.
Ob schlechte Kopie oder Instrumental is' egal,
denn gut gemacht ist längst nicht Original.
♥