Samstag, 31. März 2012

im Wasser Kreise ziehendes Leben


Silbern glitzernde Wasserwuchten, die stets versuchten mir die Ruder aus den Händen zu reißen, prallten gegen ein kleines Boot, in das ich mich flüchtete. Sobald die Sonne aufging, dachte ich mir, würden auch die Wellen sich legen, sich entschuldigen und einfühlsam werden, wie sie es einst waren, als ich mich zurücklehnen, ihnen lauschen und meine Fingerspitzen in ihnen versenken durfte.

Nachdem die nächste Nacht mir das zweite Ruder und die Luft zum Atmen nahm, war jegliche Chance der Zuflucht vertan, die Sehnsucht nach Strandung und die Furcht vor Verletzung verdeckte den Hunger nach Abenteuer, der mich erst aufs offene Meer getrieben hatte.

Ich erhoffte mir Rettung durch schimmernde Kreaturen, die in einigen Metern aus dem Wasser schossen, mich in ihre Musik einwickelten und mich nie mehr verließen, als würden sie wollen, dass ich ein Teil von ihnen würde. Sie würden schwebend am Horizont Wasser regnen und mich meine Tränen vergessen lassen, doch das Boot müsste zurückbleiben. Und obwohl es keine Ruder mehr trug, beglückte es mich.

Fische, nach denen ich sehnsüchtig Ausschau hielt, fand ich nicht, dabei bemerkte ich nie, dass sie um mich herum undankbar und hüpfend gefressen wurden, von Kreaturen, die so schimmernd schienen, dass man sich von ihnen hätte verunsichern, täuschen und fangen lassen können.

Montag, 26. März 2012

'Alle auspusten und dann ganz fest etwas wünschen!'


Durch den vertränten Zirkel aus sonnigen Augen und blasser Musik fiel es schwer zu träumen oder gar zu schlafen.
Flackernde Flammen konkurierten der Stille, leuchteten der Sehnsucht entgegen, bis sie loderten, begannen zu wüten, alles zu vergessen, bis sie einzig verwüstend wurden.

Danke

Dienstag, 6. März 2012


Dunkle Ärmel lehnten auf feinem Mahagoni, als wären sie seit Zeiten zu müde, um mir zu winken, wie Mutter es tat.
Die schwere, dunkle Tür erschien mir vielmehr wie die Pforte zu Opas Bestattung als die meiner Hochzeit. Dicke Äste von robust, fast kraftstrotzend scheinenden Tannen verhingen und maskierten die Kirche und plötzlich kam mir die Situation barock und erdrückend vor, als hätte nicht ich geplant, was hier vor sich geht, sondern jemand, der mich sehen wollte, in weiß, unschuldig, rein, unbefleckt,makellos ,einfach und schön, jemand, der wusste, dass ich nicht so war.

Allein dass wir darüber unterrichtet werden mussten, zeigte mir, dass es eine kollektive Meinung gab, die, sowohl verletzend für mich, als auch amüsant für die letzte Reihe war.
Es hieß, ich fiel schon immer aus der Rolle, dünnhäutiger, als die anderen. Es war ekelhaft, wie  5 Kerle, 11 Männer schwitzend,gröhlend, von Menschen umjubelt versuchten, einen Ball in das gegnerische Tor zu treten, mich inspirierten die Mädchen aus meiner Klasse, ihr Tanz filigran, grazil und leidenschaftlich. Ihnen gegenüber war ich unkörperlich, begrifflich, platonisch, doch ich hatte nicht einmal daran gedacht zu bekennen, wie ich war, man hätte es auch so bemerkt.

Ich suchte in meiner Tasche, ohne zu wissen, was ich suchte, griff meinen Ipod und stopfte  mir dann die weißen Kabelenden in die Ohren. Auf der anderen Seite ein durchgängiger Bluesrhytmus, der mich einfach nur fortlaufend am Denken hindern sollte. Die Musik bettelte nach Aufmerksamkeit, die ich ihr nicht schenkte, ich strich meinen Rock glatt, denn gleich, dachte ich mir, würde ich, wie jeder andere hier mit Blicken gelöchert werden. Unauffällig, spitz aber dennoch bestimmt, ich würde die Königsallee heute zwei mal ablaufen, dachte ich mir, es gab einen neuen Laden, unten.
Meine Schuhe Valentino, die Tasche Aigner, der Duft, selbstverständlich Chanel.

Mir machte es Spaß den Filter mit den Füßen aufzufangen, ihn auf einem zu balancieren und ihn dann zwischen den schwarzen Stahlkappen hin-und herzureiben, bis die Watte sich von der Papierhülle löste, gelb bis braun verfärbt hinausquilte. Man wusste dann noch mehr, als zuvor, was man sich antat. Anschließend rauchte ich meist noch eine, abhängig von der Menge an Geld, die sich so fand. Es störte mich, wenn weiße Ascheflocken auf meine Beine rieselten. Entweder glühten sie auf den freien Hautstellen der zerschnittenen Leggins oder sie hinterließen weiße Spuren, als wollten sie der schwarzen Jeans nicht kündigen.
Die Parks inspirierten mich, die Hochhäuser vergifteten mich und die Menschen mochten mich nicht, aber ich überlebte.

Sonntag, 4. März 2012


Mascara, der fließend und transparent erst Wangen und fortschreitend Kinn und Hals entlangfließt, enthusiatisch und forsch, wie ein Wanderer, dessen Wege spontan und ungeplant sind, nie rückwärts laufen, ihn tragen, bis er stirbt: bis er austrocknet.
Je dicker aufgetragen, desto stärker das Selbstmitleid in jener, die sich doch nichts mehr wünschte..