Freitag, 18. Mai 2012

7 Tage

Edel verarbeitetes Bodenholz, dass stabil über einem silbergrau schimmernden Bach schwebte verschaffte mir den Halt, den ich mir selbst durch das Herunterbaumeln lassen meiner Füße wieder nahm. Das Einzige, was mich nun noch vor dem Fallen hätte bewahren können, waren dünne Messingstäbe, die mit winzigen Schrauben  am Holz befestigt waren und ähnlich wie die Reling einer gerade sinkenden Flotte zu wackeln und wandern drohten. Dennoch stütze ich mein Kinn auf einen der glitzernden und wegen der Sonne warmen Stäbchen und umschloss ein weiteres eine Reihe tiefer mit meinen Fingern.

Ich lehnte mich so stark in Richtung des rauschenden Baches, als wünschte ich mir ein Drama, das den alltäglichen Trott aus Sehnsucht und Verzweiflung unterbrach und mich geradewegs in Richtung Zukunft katapultierte.

Ich dachte an die stundenlange Zugfahrt, an die wiedererste Begegnung, an sein Gesicht, das mir selbst als Erscheinung, als Blendwerk, als Halluzination gefiel. Ich dachte daran, wie ich mich für die bisher sehr visuelle Anhänglichkeit entschuldigte. Wie seine bisher sehr verbale Zuneigung mich begeisterte und wie unsere bisher sehr kläglichen Versuche einander Herzlichkeit zu vermitteln vergangen waren. Ich freute mich auf die Stunden, in denen Geneigtheit nur ein Bruchteil der Empfindungen waren, also löste ich meine Fingerspitzen, hob mein Kinn und schob mich an die Wand hinter mir, bevor die Reling nach einem Streit mit dem Bangkirai den winzigen Schrauben kündigte, in sich zusammenbrach und donnernd und schreiend in den Bach stürzte, der plötzlich so tief unter mir lag, dass es mir Angst machte, einst völlig wahrlos von untreuen Schräubchen gehalten worden zu sein.

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